Ganz richtig, die Überschrift ist kein Scherz. Dieser Artikel dreht sich um die Frage, ob ein Antivirenprogramm für iOS sinnvoll ist. Wer schon länger iOS nutzt, wird vermutlich gleich zum Kommentarbereich springen, um seine Meinung kundzutun. Android-Veteranen lesen vielleicht aus reiner Neugier oder sind gespannt, was andere zu sagen haben. Und wer gerade erst in die iOS-Welt eingetaucht ist, fragt sich vielleicht insgeheim, ob ein Antivirus nötig ist, traut sich aber nicht, weil er befürchtet, ausgelacht zu werden. Wir räumen gleich mit dem Thema auf: Ein Antivirenprogramm für iOS ist schlichtweg unnötig, und wir erklären auch warum.
Die Sandbox-Technologie
iOS-Apps sind durch das sogenannte Sandboxing voneinander isoliert. Das bedeutet, dass eine App explizit um Erlaubnis fragen muss, wenn sie auf Daten anderer Apps zugreifen möchte. Beispielsweise kann WhatsApp nicht einfach so auf Ihre Kontakte zugreifen; Sie müssen dieser App die Erlaubnis dazu geben, und diese Erlaubnis können Sie jederzeit widerrufen.
Abgesehen von diesen expliziten Berechtigungen ist es einer App unmöglich, auf Daten zuzugreifen, die in anderen Apps gespeichert sind. Jede App auf Ihrem iPhone oder iPad läuft in ihrer eigenen, abgeschotteten Umgebung. Es ist schlichtweg nicht möglich, aus dieser Umgebung auszubrechen und Daten in anderen Apps zu manipulieren oder abzugreifen.
Schädliche Apps vs. Viren
Im Kontext mobiler Plattformen ist es wichtig zu verstehen, was genau einen Virus und was eine schädliche App ausmacht. Auf Desktop-Computern, wo ein Antivirenprogramm unerlässlich ist, ist es so, dass ein Rechner infiziert wird, wenn man eine ausführbare Datei startet, die dann das System modifiziert oder andere Anwendungen übernimmt. Ein typisches Beispiel sind EXE-Dateien, die sich selbst vervielfältigen und in den temporären Dateien ablegen, oder Programme, die den Browser entführen oder die Registry verändern. Das ist unter iOS durch das Sandboxing ausgeschlossen.
Allerdings gibt es auch bei iOS schädliche Apps. Eine solche App verhält sich wie eine ganz normale App. Sie agiert in ihrer Sandbox und richtet dort ihren Schaden an. Wenn Sie zum Beispiel eine App installieren, die Ihre Kreditkarten verwalten soll, fragt die App Sie, Ihre Kreditkartendaten einzugeben. Das tun Sie. Wenn die App diese Informationen dann an einen Server weiterleitet, wo diese dazu benutzt werden, Geld von Ihren Karten abzubuchen, dann haben Sie es mit einer schädlichen App zu tun.
Eine schädliche App greift also nicht auf Daten anderer Apps zu, sondern missbraucht die Informationen, die Sie ihr geben. Was eine App unter iOS jedoch nicht kann, ist, Ihren Browser zu kapern oder ungefragt Werbung einzublenden.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Vor einigen Jahren gab es den Fall, dass scheinbar einwandfreie und vertrauenswürdige Apps im App Store „infiziert“ waren. Lange Zeit war unklar, wie das passieren konnte. Es stellte sich heraus, dass Xcode die Ursache war.
Xcode ist eine unverzichtbare Software, die jeder iOS-Entwickler zum Erstellen und Kompilieren von Apps benötigt. Diese Software ist kostenlos im App Store erhältlich. Allerdings sind die Server von Apple nicht gerade die schnellsten, weshalb Entwickler Xcode gelegentlich über andere Quellen wie Repositories oder Torrents herunterladen. Es kam vor, dass Entwickler dabei eine Version von Xcode erhielten, die mit Schadcode präpariert war. Wenn sie diese Version nutzten, wurden auch die damit erstellten Apps infiziert. Das war ein großes Problem, aber auch hier war nicht das ganze Gerät betroffen, sondern lediglich einzelne Apps, die Zugriff auf möglicherweise sensible Daten in der Zwischenablage hatten.
Das Problem ist, dass ein Antivirenprogramm hier auch nichts hätte ausrichten können. Glücklicherweise war dies ein einmaliges Problem und die Entwickler sind inzwischen vorsichtiger geworden.
Jailbreak-Geräte
Wenn Sie Ihr iOS-Gerät jailbreaken, heben Sie einige der Sicherheitsbeschränkungen von iOS auf. Im Gegenzug können Sie Änderungen an Dateien vornehmen, die normalerweise geschützt sind und weder von anderen Apps noch von Nutzern verändert werden können. Diese Änderungen können entweder über ein Desktop-Programm oder durch eine Jailbreak-Anpassung erfolgen.
Ist ein Gerät, das einige Überprüfungen umgeht und Systembeschränkungen aufhebt, nun gefährdet? Die kurze Antwort ist: Ja. Wenn Sie Anpassungen aus unzuverlässigen Quellen installieren oder illegal erworbene Apps nutzen, kann Ihr Gerät infiziert werden. Auch hier kann ein Antivirenprogramm nichts tun.
Wenn Sie eine Jailbreak-Anpassung installieren, erlauben Sie ihr, auf Ihrem Gerät zu laufen. Stellt sich diese Anpassung später als schädlich heraus, können Sie nichts tun. Sie kann mit anderen Apps kommunizieren und Daten stehlen. Die einzige Möglichkeit, ein infiziertes iPhone mit Jailbreak zu bereinigen, ist das Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen.
Das soll Sie jedoch nicht vom Jailbreak abhalten. Sie sollten nur darauf achten, Anpassungen aus vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen und keine illegalen Kopien von Apps zu installieren.