Die Illusion von Hologrammen auf der Bühne: Mehr Schein als Sein
Ob die Hologramme von Tupac und Michael Jackson nun eine Gänsehaut verursachen oder in Nostalgie schwelgen lassen, die Technologie, die dahinter steckt, ist unbestreitbar faszinierend. Aber wie funktioniert das Ganze wirklich? Und sind es tatsächlich Hologramme oder doch nur clevere Projektionen?
Es ist klar, dass nicht alle Bühnenhologramme posthume, ethisch fragwürdige Experimente sind. Diese Technologie ermöglichte bereits Auftritte von Janelle Monae und MIA, erweckte die Gorillaz-Avatare auf der Bühne neben Madonna zum Leben und präsentierte fiktive Stars wie Hatsune Miku.
Echte Hologramme: Eine Klarstellung
Lassen Sie uns eines gleich zu Beginn klarstellen: Es gibt viele Diskussionen darüber, was ein Hologramm ausmacht und was nicht. Um eine klare Linie zu ziehen, definieren wir den Begriff „Hologramm“ hier sehr einfach:
Echte Hologramme sind freistehende 3D-Lichtstrukturen. Sie werden nicht auf eine Oberfläche projiziert (was sie zu 2D machen würde), sondern können durch Glas, futuristische Kristalle oder andere Materialien sichtbar sein.
Denken Sie an Prinzessin Leias geheime Botschaft in Star Wars. Das ist ein Hologramm. Der „Geist“ von Michael Jackson hingegen ist kein Hologramm – er wird auf eine flache Fläche projiziert und existiert in 2D (aber wir nennen sie hier der Einfachheit halber trotzdem Hologramme).
In jedem Fall stellen diese holografischen Konzerte einen Schritt nach vorn dar. Die Idee ist jedoch keineswegs neu. Die holografischen Darbietungen von Tupac, Janelle Monae, MIA und Co. basieren auf einem Bühnentrick aus den 1860er Jahren, der als Pepper’s Ghost bekannt ist. Dieser einfache Trick wurde häufig auf viktorianischen Jahrmärkten, Theaterstücken und Partys eingesetzt. Sogar in Disneys Haunted Mansion wird er verwendet.
Der Pepper’s Ghost-Trick nutzt im Grunde Spiegel, aber keinen Rauch. Eine geneigte Glasscheibe wird auf der Bühne platziert und zeigt nach unten zu einer versteckten Kammer. Wenn diese Kammer beleuchtet wird, spiegelt sich das Bild auf der Glasscheibe und wird zum Publikum reflektiert. Aus der direkten Nähe würde dieses Bild verzerrt aussehen (aufgrund des Neigungswinkels des Glases), aber da das Publikum zur Bühne hinaufblickt, erscheint das Bild „korrekt“ mit einem geisterhaften, durchscheinenden Effekt.
Natürlich benötigt der Pepper’s Ghost-Trick einen Schauspieler. Michael Jackson ist jedoch nicht mehr am Leben, also hat sich die Technologie wohl etwas verändert, oder?
Musion Eyeliner: Eine moderne Version
Musion Eyeliner mag wie eine unbekannte Band klingen, ist aber in Wirklichkeit eine patentierte, modernisierte Version des Pepper’s Ghost-Tricks. In gewisser Weise ist es sogar noch einfacher.
Anstatt auf versteckte Räume, Schauspieler und Glas angewiesen zu sein, benötigt der Musion Eyeliner-Trick nur einen Projektor und eine dünne Mylar-Folie.
Zunächst wird die Mylar-Folie in einem 45-Grad-Winkel vor der Bühne platziert. Dann projiziert ein Projektor vor der Bühne ein Bild auf die Mylar-Folie.
Das ist im Grunde alles. Natürlich braucht es auch ein passendes Video. Idealerweise ist dieses Video statisch, um die Illusion zu erzeugen, dass ein Darsteller auf der Bühne steht. Dies kann durch Aufnehmen einer Performance mit einer Standbildkamera oder durch die Erstellung eines aufwendigen 3D-Modells und dessen Animation zum Singen und Tanzen erreicht werden (die Tupac-, Jackson- und Roy Orbison-Hologramme basieren auf 3D-Modellen).
Die Probleme mit der Technologie
Neben den offensichtlichen ethischen Fragen hat der Musion Eyeliner einige technische Schwachstellen:
Phasenprobleme: | Die aufwendigsten Musion Eyeliner-Hologramme nutzen mehrere Projektoren, um ein möglichst breites und detailliertes Bild zu erzeugen. Diese müssen jedoch perfekt synchronisiert sein. Eine Phasenverschiebung ruiniert das Bild. |
Wellenartige Bildschirme: | Musion Eyeliner-Hologramme basieren auf einer dünnen Mylar-Folie, die bei einem Windstoß wie eine Flagge „weht“. Das ist in dem Hologramm-Video von Michael Jackson deutlich sichtbar, wo die gesamte Bühne wie unter Wasser wirkt. |
Betrachtungswinkel: | Der Betrachtungswinkel des Publikums entscheidet darüber, ob ein Musion Eyeliner-Hologramm „korrekt“ oder „verzehrt“ aussieht. Seitlich betrachtet können diese Projektionen flach wie Papier wirken. |
Beleuchtung: | Musion Eyeliner-Projektionen funktionieren am besten in dunklen Umgebungen. Das Problem ist, dass sie immer helle Bilder erzeugen, was für sich genommen nicht schlimm wäre. Hologramme in dunklen Umgebungen können jedoch übertrieben hell und flach wirken – besonders wenn echte Menschen auf der Bühne herumtanzen (wie bei der Tupac-Performance). |
Kosten: | Die Einrichtung eines Musion Eyeliner-Hologramms ist nicht übermäßig teuer. Die Nachbildung berühmter Persönlichkeiten in 3D ist jedoch sehr kostspielig (das 3D-Modell von Tupac soll etwa 400.000 US-Dollar gekostet haben). Selbst bei ausverkauften Hallen ist es schwierig, diesen Aufwand zu amortisieren. |
Die technischen Einschränkungen von Musion Eyeliner-Hologrammen sollten nicht überbewertet werden. Die Tatsache, dass bereits ein Windstoß diese Projektionen beeinflusst, zeigt jedoch, wie jung diese Technologie noch ist.
Die Zukunft der Hologramme
Derzeit investieren die meisten großen Elektronikkonzerne Unsummen in Augmented Reality. Von Instagram-Filtern und Pokemon Go bis hin zu gespenstischen untoten Musikern rücken wir dem Unvermeidlichen immer näher: echten 3D-Hologrammen.
Es ist schwer zu sagen, wann echte Hologramme alltäglich sein werden, aber es ist durchaus denkbar, dass sie in den nächsten Jahrzehnten zur Unterhaltung eingesetzt werden. Der Markt für Hologrammkonzerte ist bereits vorhanden. Die BBC forscht derzeit auch an Hologramm-Fernsehern (im Grunde kleinere 3D-Versionen des Pepper’s Ghost-Tricks).
Im Moment warten wir einfach darauf, dass die Technologie ausgereifter wird. Wann genau das der Fall sein wird, kann niemand mit Sicherheit sagen. In der Zwischenzeit müssen wir uns mit den gruseligen posthumen Konzerten und Hatsune Miku arrangieren (und uns daran gewöhnen).
Quelle: Christie Digital