Die Einführung von 5G, der nächsten Mobilfunkgeneration für moderne Smartphones, steht kurz bevor. Damit einhergehend wächst die Sorge um mögliche Gesundheitsrisiken, die dieses leistungsstärkere Netzwerk mit sich bringen könnte. Doch wie berechtigt ist die Angst vor einer 5G-bedingten Gesundheitsproblematik?
Möglicherweise sind Ihnen bereits Artikel in sozialen Medien oder auf alternativen Gesundheitsseiten begegnet. Diese behaupten oft, dass 5G eine gefährliche Eskalation der herkömmlichen Mobilfunktechnologie darstellt, die mit energiereicherer Strahlung arbeitet und potenziell schädliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben könnte. Einige Verschwörungstheorien gehen sogar so weit zu behaupten, dass 5G hochfrequente Strahlung erzeugt, die DNA-Schäden verursachen, zu Krebs führen, oxidativen Stress und vorzeitige Alterung verursachen, den Zellstoffwechsel stören und durch die Bildung von Stressproteinen zu weiteren Krankheiten beitragen kann. Dabei werden angeblich Forschungsergebnisse und Meinungen von renommierten Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation zitiert.
Das klingt besorgniserregend, doch es ist wichtig, sich die Fakten genauer anzusehen.
Was genau ist 5G?
Obwohl 5G seit einigen Jahren immer wieder thematisiert wird, beginnen Netzbetreiber erst jetzt mit der flächendeckenden Einführung des neuen Mobilfunkstandards. Einige Anbieter haben in der ersten Jahreshälfte mit der Implementierung ihrer Netze begonnen, aber eine umfassende Verfügbarkeit wird wohl erst in einem Jahr oder später erreicht sein. Vorerst wird 5G nur in wenigen Städten verfügbar sein.
Hinweis: Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kursieren virale Verschwörungstheorien in sozialen Medien, die 5G als Ursache für die weltweiten Probleme verantwortlich machen. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Behauptungen wissenschaftlich widerlegt sind. 5G verursacht kein Coronavirus.
Die Gerätehersteller und Dienstanbieter lassen sich jedoch nicht davon abhalten, auf den 5G-Trend aufzuspringen. Die neuen Smartphones, wie das Samsung Galaxy S10 und das faltbare Galaxy Fold, sind bereits 5G-fähig. Auch andere Hersteller wie LG, Huawei, Motorola und ZTE haben entsprechende Modelle auf den Markt gebracht.
Das LG V50 ThinQ 5G gehört zu den ersten erhältlichen 5G-fähigen Smartphones.
5G verspricht eine mindestens zehnfache Verbesserung der Netzwerkleistung. Der Vorgänger 4G, eingeführt im Jahr 2009 (bekannt als das Jahr des Colorado-Ballonjungen-Scherzes), bot Spitzengeschwindigkeiten von etwa 10 Mbit/s. 5G hingegen ist in der Lage, Geschwindigkeiten zwischen 10 und 20 Gbit/s zu erreichen. Darüber hinaus wird die Netzwerklatenz von 30 ms auf etwa 1 ms reduziert, was ideal für Videospiel-Streaming, Online-Video und das Internet der Dinge ist, wodurch 5G Sensoren, Computer und andere Geräte mit extrem geringer Verzögerung verbinden kann.
Die Entwicklung von Bedenken
Bevor wir uns mit 5G auseinandersetzen, ist es wichtig zu erwähnen, dass die aktuellen Gesundheitsbedenken bezüglich Strahlung nicht neu sind. Sie sind vielmehr die jüngste Wiederholung von Jahrzehnte alten Schlagzeilen über die Gefahren elektromagnetischer Strahlung. Die Bedenken reichen von den Risiken von WLAN bis hin zu intelligenten Zählern.
Die elektromagnetische Hypersensibilität, eine hypothetische Krankheit, bei der manche Menschen in der Nähe von Strahlungsquellen wie Mobiltelefonen und WLAN schwächende Symptome erleben, ist ebenfalls ein Thema. Es gibt Menschen, die seit mindestens 30 Jahren diese Empfindlichkeiten behaupten, jedoch hat die wissenschaftliche Forschung gezeigt, dass „geblendete“ Betroffene nicht erkennen können, wann sie sich in der Nähe eines elektromagnetischen Feldes befinden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt daher psychologische Untersuchungen für diese Betroffenen.
Auch hinsichtlich der Verbindung zwischen Mobiltelefonen und Krebs, wie beispielsweise Hirntumoren, konnten trotz jahrzehntelanger Studien keine eindeutigen Beweise gefunden werden. Trotzdem gibt es immer wieder Versuche, die Öffentlichkeit zu verunsichern. So hat beispielsweise die Stadt San Francisco Gesetze verabschiedet, die Geschäfte dazu verpflichten, die Strahlung von Mobiltelefonen anzuzeigen, was in den Köpfen der Verbraucher ein Risiko suggeriert.
Wie gefährlich ist hochfrequente Strahlung?
Die Ursache aller Bedenken bezüglich Mobilfunknetzen ist die hochfrequente Strahlung (HF-Strahlung). HF-Strahlung umfasst das gesamte elektromagnetische Spektrum, von Mikrowellen über Röntgenstrahlen bis hin zu Radiowellen, dem Licht Ihres Monitors oder Sonnenlicht. HF-Strahlung ist nicht von Natur aus gefährlich. Es geht vielmehr darum, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen sie es sein könnte.
Wissenschaftler sind sich einig, dass die Unterscheidung zwischen ionisierender und nichtionisierender Strahlung der entscheidende Faktor ist. Nichtionisierende Strahlung ist zu schwach, um chemische Bindungen aufzubrechen. Dazu gehören ultraviolettes Licht, sichtbares Licht, Infrarot und niedrigere Frequenzen wie Radiowellen. Alltägliche Technologien wie Stromleitungen, UKW-Radio und WLAN sind ebenfalls nichtionisierend. Mikrowellen bilden eine Ausnahme: Sie sind zwar nicht ionisierend, aber in der Lage, Gewebe zu schädigen, indem sie auf die Wassermoleküle im Gewebe einwirken. Frequenzen oberhalb von UV, wie Röntgen- und Gammastrahlen, sind ionisierend.
Dr. Steve Novella, Professor für Neurologie und Herausgeber von Science Based Medicine, versteht, dass Menschen im Allgemeinen besorgt über Strahlung sind. Er erklärt, dass der Begriff „Strahlung“ irreführend ist, da er oft mit Atomwaffen und ionisierender Strahlung assoziiert wird, die tatsächlich Zellen schädigen und DNA-Mutationen verursachen kann. Da nichtionisierende Strahlung jedoch weder DNA- noch Gewebeschäden verursacht, sind die meisten Bedenken bezüglich der Funkfrequenz von Mobiltelefonen unbegründet. Laut Novella gibt es keinen bekannten Mechanismus dafür, dass nichtionisierende Strahlung eine biologische Wirkung haben kann.
Oder, wie der Autor C. Stuart Hardwick es pointiert ausdrückt: „Strahlung ist kein magischer Todesstoß.“
Wissenschaftliche Studien sind nicht eindeutig
Dass kein Mechanismus für eine biologische Wirkung nichtionisierender Strahlung bekannt ist, bedeutet nicht, dass diese Strahlung sicher ist oder keine Auswirkungen hat. Die Forschung ist hier weiterhin aktiv. Das National Toxicology Program (NTP), eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, veröffentlichte eine viel beachtete Studie über Handy-Funkfrequenzstrahlung. In dieser Studie wurde festgestellt, dass eine hohe Exposition gegenüber 3G-Strahlung bei männlichen Ratten zu einigen Fällen von Herz-, Hirn- und Nebennierentumoren führte.
Diese Studie ist ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten in der Wissenschaft. RealClearScience weist darauf hin, dass die Anzahl der gefundenen Tumore so gering war, dass sie statistisch gesehen zufällig auftreten könnte (was wahrscheinlicher ist, da sie nur bei männlichen Ratten gefunden wurden). Die Höhe und Dauer der Strahlungsexposition waren zudem weitaus höher als das, was ein Mensch jemals erleben würde, und die bestrahlten Ratten lebten sogar länger als die nicht exponierten Kontrollratten. Laut Dr. Novella erkennen erfahrene Forscher, dass solche Studien keine wirklich aussagekräftigen Ergebnisse liefern.
Die Risiken von 5G bewerten
Abgesehen von laufenden Studien wird 5G eingeführt und, wie bereits erwähnt, bestehen Bedenken bezüglich dieser neuen Technologie.
Ein häufiger Einwand gegen 5G ist, dass aufgrund der geringeren Sendeleistung der 5G-Sender mehr davon benötigt werden. Der Trust für Umweltgesundheit behauptet, dass „5G den Bau von Hunderttausenden neuer drahtloser Antennen in Wohngebieten, Städten und Gemeinden erfordert. Es wird geschätzt, dass alle zwei bis zehn Haushalte eine Mobilfunk-Kleinzelle oder einen anderen Sender erhalten werden.“
Dr. Novella räumt ein, dass dies in der Theorie zu einer höheren Strahlungsdosis führen könnte, doch er warnt davor, diese Frage mit einer Behauptung über ein tatsächliches Risiko zu verwechseln. Er betont, dass die Leistung und Frequenz von 5G immer noch geringer sind als die des sichtbaren Lichts. „Wir sind täglich der viel stärkeren elektromagnetischen Strahlung der Sonne ausgesetzt.“
Im Internet kursieren Behauptungen, dass bereits die höhere Verbreitung von 5G ein Risiko darstellt. StrahlungHealthRisks.com behauptet, dass „1G, 2G, 3G und 4G Frequenzen von 1 bis 5 Gigahertz nutzen, während 5G Frequenzen von 24 bis 90 Gigahertz verwendet“ und dass „innerhalb des HF-Spektrums gilt: Je höher die Frequenz, desto gefährlicher ist sie für Lebewesen.“
Doch die Behauptung, dass eine höhere Frequenz gefährlicher sei, entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. 5G ist und bleibt nichtionisierender Strahlung.
Die FCC, die für die Lizenzierung des Funkspektrums verantwortlich ist, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Neil Derek Grace, ein Sprecher der FCC, erklärt, dass „die Signale von kommerziellen drahtlosen Sendern an jedem öffentlich zugänglichen Ort in der Regel weit unter den Grenzwerten für die HF-Exposition liegen.“ Die FCC überlässt die Bewertung der tatsächlichen Gesundheitsrisiken der FDA, die sich zurückhaltend zeigt: „Die wissenschaftlichen Beweise haben Mobiltelefone nicht mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht.“
Im Jahr 2011 hat die Weltgesundheitsorganisation HF-Strahlung als „potenziell krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Diese Einstufung ist jedoch nicht so alarmierend, wie es zunächst scheint. Novella weist darauf hin, dass viele andere Dinge, wie z.B. Koffein, in die gleiche Kategorie eingestuft werden. „Das ist ein so schwacher Standard, dass er im Grunde nichts bedeutet. Es ist, als würde man sagen, ‚alles verursacht Krebs‘.“
Ein Teil des Problems bei der WHO-Aussage besteht darin, dass sie sich auf Gefahren und nicht auf Risiken konzentriert. Diese Unterscheidung ist nicht immer leicht zu verstehen. (Gefahr beschreibt eine mögliche Quelle für Schaden, während Risiko die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieses Schadens beschreibt.) Wenn die WHO Kaffee, Nickel oder Gurken als „potenziell krebserregend“ einstuft, behauptet sie eine Gefahrenquelle ohne Rücksicht auf reale Risiken. Novella erklärt es so: „Eine geladene Pistole ist eine Gefahr, da sie theoretisch Schaden anrichten kann. Aber wenn man sie in einem Safe einschließt, ist das Risiko vernachlässigbar.“
Die wissenschaftliche Forschung wird die neuen Technologien weiterhin prüfen, um sicherzustellen, dass sie für unsere Gesundheit unbedenklich sind. Im Februar kritisierte US-Senator Richard Blumenthal die FCC und die FDA für die unzureichende Erforschung der möglichen Risiken von 5G. Die Erforschung von Strahlungsrisiken ist, wie die NTP-Studie zeigt, schwierig und oft ergebnislos, sodass es lange dauern kann, bis wirkliche Fortschritte erzielt werden.
Dennoch gibt es aktuell keine wissenschaftlichen Beweise, die Anlass zur Sorge hinsichtlich 5G geben. Wir sind tagtäglich Technologien mit deutlich höherem messbarem Risiko ausgesetzt. Laut Dr. Novella ist die Gefahr durch 5G gering – aber nicht null – und das tatsächliche Risiko scheint gegen null zu tendieren. „Wir haben in der realen Welt bisher kein Signal empfangen.“